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Cissus Quadrangularis und Testosteron im Mann

Studie zum „Hodenschutz“ durch Cissus Quadrangularis gegen eine Quinalphos-Vergiftung

Oder anders formuliert: Wenn Sie Stoffe zu sich nehmen, welche ihre Hoden schädigen, kann man das durch Cissus Quadrangularis (CQ) verhindern? Kurz gesagt, ja das geht! Konkret wurden Ratten Quinalphos vergiftet und ihre Hoden untersucht. Doch wegen der kurzen Antwort sind Sie vermutlicher weise nicht hier.

Der Giftstoff

Endokrine Disruptoren gibt es viele. Manche sind umstritten, andere wie beispielsweise BPA und BPB sind zwar nicht verboten aber offensichtliche und von der wissenschaftlichen Community anerkannte Hormon-Störer. Endokrin sind alle Stoffe, die von Drüsen in das Blut abgegeben werden und somit nicht nur lokal sondern im gesamten Köper wirksam werden. Eine besonders bekannte Gruppe sind die Hormone, spezieller noch Steroidhormone zu denen vor allem Testosteron, Östrogen und Cortisol gehören.

Quinalphos

Dieser Zungenbrecher ist ein beliebtes Insektizid was zum Schutz von Reis, Weizen, Weinreben, Zuckerrohr und Kaffee verwendet wird. In der EU ist der Stoff nicht zugelassen. Doch global betrachtet hat das von Bayer entwickelte Gift vor allem im asiatischen Raum eine erhebliche Bedeutung. Es ist schädlich für Wasserorganismen, erbgutschädigend, ätzend, endokrin disruptiv, bienengiftig … und entgeltlich fast überall verboten.

Die für uns interessante toxikologische Eigenschaft ist jede der Störung des Hormonhaushaltes. Vereinfacht ausgedrückt, sorgt es für freie Radikale (ROS), also Moleküle welche großes Potential haben andere Moleküle zu oxidieren.

ROS in den Hoden

Reaktive Sauerstoffspezies sind im deutschsprachigen Raum besser als freie Radikale bekannt. Der Mechanismus wie Quinalphos zu einer Reduktion des Testosteron führt ist etwas komplex und mehrschichtig:

  1. Freie Radikale –> Oxidativer Stress
  2. Erhöhte Lipidperoxidation –> Auf Fett basierende Moleküle werden „ranzig“
    1. Cholesterin kann schlechter durch die Fettmembran der Zellen gelangen
    2. Cholesterin im Blut steigt an
    3. Cholesterin in den Hoden stinkt drastisch ab
    4. Cholesterin ist das Testosteron zu Grunde liegende Hormon
    5. Testosteron kann kaum noch gefertigt werden
      1. Keine Spermaproduktion = Unfruchtbarkeit!
  3. Reduktion der antioxidativen Enzyme in den Hoden
    1. Gehen Sie zu Punkt 2. und verabschiede dich von Ihrer Testosteronproduktion

Dosierung zum Schutz der Fruchtbarkeit

Es wurde den Ratten täglich eine Menge CQ-Extrakt verabreicht welche 350 mg/kg Körpergewicht entspricht. Die Konzentration des Extrakts war

Zubereitung der Lösung:

  1. 5g der getrockneten und pulverisierten Pflanze
  2. Vermengt mit 100 ml destilliertem Wasser
  3. 48 Stunden in der Schüttelmaschine
  4. Gefiltert – Flüssigkeit wird behalten, Pulver verworfen
  5. Filtrat wurde gefriergetrocknet
  6. Extrakt wird verdünnt

Dieses verdünnte Extrakt wurde den Ratten täglich mit dem Trinkwasser verabreicht. Um sich die Dimensionen etwas zu verdeutlichen, eine Ratte nimmt am Tag ~ 50 ml Wasser zu sich. In dieser Flüssigkeit befanden sich ca. 17 mg der originalen Lösung. Vom Quinalphos sind es etwa 0,4 mg pro Tag oder 7,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht.

Auf einen 90 kg Menschen umgerechnet kommt man auf gut 30 Gramm unverarbeitetes Pulver oder 0,6 Gramm Konzentrat.

Größe des Schutzeffektes

Der Schutz war generell am größten, wenn CQ gleichzeitig mit Quinalphos eingenommen wurde. Alternativ kann CQ auch eine Woche nach der Exposition eingenommen werden, jedoch ist der Effekt geringfügig geringer.

GruppeTestosteron (ng/ml)Anteil lebendiger SpermienCholesterin im Hoden (mg/dl) Vitamin C (µmol/mg Gewebe)
Kontrollgruppe0,8393 %1250,052
Cissus Quadrangularis alleine0,8395 %1380,059
Quinalphos alleine0,1126 %400,018
Quinalphos + Cissus Quadrangularis (danach)0,4062 %820,031
Quinalphos + Cissus Quadrangularis (gleichzeitig)0,7463 %830,031

Was können wir feststellen?

  1. Testosteron im Hoden
    1. CQ erhöht es nicht
    2. CQ schützt vor einer Reduktion
    3. Vorsorge ist besser als Nachsorge
  2. Lebensfähigkeit der Spermien
    1. CQ erhöht sie nicht nennenswert
    2. CQ schützt vor einer Reduktion
    3. Vorsorge ist gleich gut wie Nachsorge
  3. Cholesterin im Hoden
    1. CQ erhöht sie deutlich > als Kontrollgruppe
    2. CQ schützt vor einer Reduktion
    3. Vorsorge ist gleich gut wie Nachsorge
  4. Vitamin C im Gewebe
    1. CQ erhöht sie marginal
    2. CQ schützt vor einer Reduktion
    3. Vorsorge ist gleich gut wie Nachsorge

Umfang des Schutzes

Cissus schützt vor ROS. Das ist DAS Gift schlecht hin. Es ist der Buhmann hinter allerlei Umweltgiften und schädlichen Einflüssen. Landläufig ist er bekannt als „Freie Radikale“ oder auch „Oxidativer Stress“. Es wird postuliert, dass diese Art von Schutz eine zentrale Rolle in der Vermeidung vorzeitiger Alterung spielt. Oxidativen Stress kann man sich nicht nur durch Insektizide zuziehen. Eine Vielzahl von Angewohnheiten und Umweltfaktoren wirken hier:

  1. Rauchen
  2. Infektionen
  3. Mangelnder Schlaf
  4. Chronischer Stress
  5. Hohes Alter
  6. Sport

Ein gewisses Maß an ROS tut gut und sorgt für sinnvolle Adaptionen im Körper. Hierunter fallen mitunter Muskelwachstum nach fordernder körperlicher Betätigung/Belastung. Es darf also geschlussfolgert werden, dass es beides braucht und von nichts zu viel. Ebenso ist deutlich, dass es uns im 21. Jahrhundert sicher nicht an ROS-fördernden Stoffen mangelt und, dass das Gleichgewicht gegebenenfalls in in die andere Richtung verschoben werden soll. Aber nicht von beidem soll chronisch werden.

Wie es schon vom vom Schweizer Naturmystiker Theophrastus Bombast von Hohenheim alias Paracelsus hieß:

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift.“